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Geschichte


Geschichtliches

Die Geschichte Sottrums ist eng mit dem Grafen zu Wohldenberg und dem nahegelegenen Augustinerkloster Derneburg verknüpft. Der Grundbesitz des Dorfes war ursprünglich und zu großen Teilen Eigentum der Grafen zu Wohldenberg und ihrer nächsten Verwandten, ging aber in den Jahren zwischen 1249 und 1286 in den Besitz des Klosters über. Von nun an wurde Sottrum über Jahrhunderte von den Geschicken des Klosters Derneburg beeinflusst. Schon 1223 hatte Bischof Konrad II. die Haupt- und Taufkirche St. Martin an das Augustinerkloster übergeben. Da aber eine Urkunde über die Inkorporation (Eingliederung, Einverleibung) der Sottrumer Kirche in das Derneburger Kloster nicht existierte, wurde die Rechtmäßigkeit dieser Übertragung 1436 auf dem reformatorischen Konzil von Basel überprüft. Diese Untersuchung muss zugunsten des Klosters ausgefallen sein, denn bis zur Zeit der Einführung der lutherischen Reformation im Jahre 1542 war das gesamte Vermögen der Pfarre in den Besitz des Klosters Derneburg übergegangen.

Im Jahr 1443 übergab der Abt des Klosters Marienrode das heruntergewirtschaftete Kloster Derneburg an den Reformorden der Zisterzienserinnen und das Patronatsrecht ging somit an den Orden des Heiligen Bernhard von Claivaux. Die Sottrumer Gemeinde blieb in die Klosterpfarrei St. Andreas in Derneburg eingebunden.

Während der Reformation wurde das Kloster Derneburg evangelisch und auch die St. Martini-Kirche in der Folgezeit protestantische Martin-Luther-Pfarrkirche.

Das Kloster gelangte erst im 17. Jahrhundert wieder in die Hände des Bischofs von Hildesheim. Aber mit der Säkularisation (der Aufhebung der kirchlichen Institution und der Verstaatlichung des Besitzes) des Klosters Derneburg im Jahre 1803 durch die preußische Regierung und dem Abriss der St. Andreas-Basilika im Jahre 1815 wurde den Katholiken Sottrums der seelsorgerische Grundstock entzogen. Die Gemeinde hatte kein Gotteshaus mehr.

Auf Veranlassung des Grafen zu Münster wurde die evangelische Klosterkammer jedoch verpflichtet, für einen Neubau einer katholischen Kirche zu sorgen. Diese wurde 1816 bis 1818 in Sottrum errichtet und im Andenken an die ursprüngliche Andreas Basilika ebenfalls dem Heiligen Andreas geweiht.

Im Wappen des Ortes kommt diese mit dem Kloster Derneburg eng verknüpfte Geschichte jedoch nicht zum Ausdruck. Es zeigt vielmehr ein Teilstück eines Backsteinmauerwerks und nimmt damit Bezug auf die Sottrumer Ziegelei, die lange Zeit die bedeutendste Ziegelei im Landkreis Hildesheim und Hauptarbeitgeber der Sottrumer Bevölkerung gewesen ist.

Sottrum liegt zwischen der Hildesheimer Börde und dem Harzvorland und ist mit aktuell etwa 860 Bewohnern der zweitgrößte Ort der Gemeinde Holle. Die Nähe zu den Autobahnen 7 und 39 sowie zu den Bundesstraße 6 und 444 sorgen für eine gute Verkehrsanbindung.


Historische Baulichkeiten

Evangelische Martin-Luther-Kirche

Zu finden: In der Wasserstraße

Die Martin-Luther-Kirche ist die ältere der beiden Kirchen Sottrums. Der Bau des Kirchturms geht auf das 11. Jahrhundert zurück, das jüngere Kirchenschiff wurde, wie an den Nahtstellen im Mauerwerk der Südwand zu sehen ist, im Laufe der Zeit erweitert. Nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde sie zwischen 1745 und 1773 völlig neu im Stil des Rokoko gestaltet.

Die einschiffige Kirche hat einen schlichten Innenraum mit einer flachen bemalten Holzdecke. Aus dem Spätmittelalter sind Wandmalereien erhalten geblieben, der barocke Altar stammt aus dem Jahr 1745, dessen mit Figuren der vier Evangelisten geschmückte Kanzel heute separat steht. Im Altarraum hängt außerdem ein Taufengel von der Decke herab. Dieser wurde 2011 restauriert und kann für Taufen auf die notwendige Höhe heruntergelassen werden.

Von den drei im Kirchturm befindlichen Glocken geht die älteste auf das Jahr 1526 zurück.

Katholische St.-Andreas-Kirche

Zu finden: In der Sottrumer Straße

Nachdem im Jahre 1803 das Kloster Derneburg durch die preußische Regierung aufgelöst und 1812 die Klosterkirche abgerissen worden war, verloren die katholischen Christen in Sottrum damit ihre Pfarrkirche. Erst auf Initiative des Grafen zu Münster, in dessen Besitz die gesamte Klosteranlage im Jahre 1815 gelangte, erhielten die Sottrumer nun in ihrem Ort eine neue Kirche, die ebenso wie die Klosterkirche dem Heiligen Andreas geweiht wurde.

Der neue Kirchenbau entstand in den Jahren 1816 bis 1818, in der fortan und bis heute die Katholiken Derneburgs, Hackenstedts, Holles und Sottrums Gottesdienste feiern.

Die St.-Andreas-Kirche ist eine klassizistische Hallenkirche auf fast quadratischem Grundriss. Das für einen Kirchenbau untypisches Aussehen mit ihrem zeltförmigen Dach, auf dem sich in der Mitte ein kleiner quadratischer Glockenturm erhebt, hat ihr im Volksmund den Namen Kaffeemühle eingebracht. Die vier überlebensgroßen Heiligenfiguren an ihrer Nordseite stammen aus der ehemaligen Klosterkirche in Derneburg. Auch Teile der Innenaustattung des Kirchenraums wie der Altar, der Taufstein und mehrere Ölgemälde sind aus der Klosterkirche erhalten geblieben. Bei letzteren fällt als besonders ungewöhnlich die Darstellung des gekreuzigten, aber noch lebenden Christus auf, der seine Augen geöffnet hat und der noch kein Wundmal auf der Brust trägt. Im Altarraum links steht die hölzerne Figur des Heiligen Andreas mit dem für ihn typischen Andreaskreuz, auf der rechten Seite eine farbig gestaltete Marienfigur mit Kind.

Außergewöhnlich sind darüber hinaus sechs mit Namen versehene weiße Heiligen-Büsten vor und auf der hölzernen Altarwand, an deren Oberkörper Reliqienbroschen befestigt sind. Forschungen haben ergeben, das sich in diesen Broschen etwa 50 Reliquienstücke von zwölf Heiligen befinden. Die drei wertvollsten, in kleinen Papierumschlägen verwahrten Reliquien werden jedoch im Fuß des Altarkreuzes aufbewahrt. Sie sind beschriftet mit den Worten Von der Geißel des Herrn. Vom Holze des Herrn. Vom Calvarienberg und beinhalten demnach kleine Stücke und Splitter von der Peitsche, mit der Jesus vor seiner Kreuzigung geschlagen wurde sowie vom Kreuz, an dem er starb und vom Berg, auf dem die Kreuzigung stattfand. Die Klosterkammer Hannover geht davon aus, dass die Reliquien in St. Andreas ursprünglich zur Derneburger Klosterkirche gehört haben.

Im nördlichen Teil des Chorraumes hängt ein Taufengel, der eine tiefe Taufmuschel in den Händen hält. Laut Eintrag im Kirchenbuch wurde im Jahr 1749 das erste Kind in Sottrum mit Wasser aus dieser Taufmuschel getauft. Der Engel wurde 1997 restauriert und wird heute bei Taufen nicht mehr benutzt.

Zehntscheune

Zu finden: In der Sottrumer Straße am Ortsausgang Richtung Holle links in die Straße An der Zehntscheune abbiegen

Am Ortsausgang nach Holle steht etwas zurückgesetzt von der Straße die Zehntscheune. Sie erinnert daran, dass die Sottrumer über Jahrhunderte verpflichtet waren, den zehnten Teil ihrer Ernte an ihren Lehnsherren, das Derneburger Kloster abzugeben und in dieser Scheune zu lagern.

Die Zehntscheune befindet sich heute im Privatbesitz.

Alte Dorfschule

Zu finden: In der Martin-Luther-Straße, gegenüber der Kirche

Das heute gelb gestrichene Fachwerkhaus in der Martin-Luther-Straße war einmal die erste Dorfschule Sottrums. Der noch heute gut lesbare Spruch Bildung und Tugend krönt die Jugend - Gemeinde Sottrum im Jahre 1818 im Balken des Fachwerks weist auf den ursprünglichen Zweck des Hauses hin. Heute ist die alte Dorfschule ein privat genutztes Wohnhaus.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Die Brüggemühle bei Sottrum

Die Brüggemühle liegt zwischen Sottrum und Holle. Kurz bevor man die Brücke über das Flüsschen Nette erreicht hat, zweigt eine gleichnamige kleine Straße dorthin ab.

Die erste Brüggemühle existierte schon 1471, als Graf Heinrich von Rhoden sie dem Derneburger Kloster schenkte. Über die Geschichte der Mühle in den folgenden Jahrhunderten ist leider kaum etwas bekannt.

Belegt ist jedoch, dass die Brüggemühle, durch einen Seitenarm der Nette mit Wasser versorgt, 1837 neu errichtet wurde. 1854 verpachtete der Mühlenbesitzer Finkam sie auf 14 Jahre. Im Pachtvertrag ist von zwei Roggen- und einem Weizengang, zwei holländischen Graupengängen und einem Ölgang der unterschlächtigen (d.h. von unten mit Wasser angetriebenen) Mühle die Rede.

1921 kam die Brüggemühle in den Besitz von Hans Georg Otto Freudenstein. Sein Vorgänger an dieser Stelle hatte sich mit einer Summe von 100.000 Goldmark bei diesem verschuldet und da er diese Schulden nicht zurückzahlen konnte, musste er Freudenstein die Mühle überlassen.

Freudenstein betrieb die Mühle weiter und nach seinem Tod ging sie an seinen Sohn Hans Georg Christian. 1955 verpachtete dieser den Mühlenbetrieb an Karl Broska. Doch nur wenige Monate später, in der Nacht vom 27. auf den 28. Januar 1956 brannte das Mühlengebäude nieder, während die benachbarten landwirtschaftlichen Gebäude und das Wohnhaus gerettet werden konnten. Es war ein enormer Schaden entstanden, der durch die Versicherung nicht voll gedeckt war.

In den Folgejahren musste Hans Georg Christian Freudenstein eine neue Existenz für sich und seine Familie aufbauen. Er übernahm die Generalvertretung eines englischen Teppichhandels für Deutschland, Österreich und die Schweiz und nutzte die erhalten gebliebenen Scheunen der Brüggemühle als Lagerräume für Teppiche.

Der Wasserzulauf durch die Nette wurde stillgelegt und die ursprünglich bis an das Mühlengebäude reichenden Teiche und der unter ihr her fließende Mühlengraben wurden zugeschüttet. Die Wehranlagen wurden komplett abgebaut. Betrachtet man die Brüggemühle heute trockenen Fußes von grünen Wiesen aus, so hat man bis 1956 genau hier noch bis zum Hals im Wasser gestanden.

Ab Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts waren die Lagerräume der Mühle an einen Schuhhändler vermietet, der dort bis 2008 die Schuh-Domäne betrieb.

Die Brüggemühle ist bis heute im Besitz der Familie Freudenstein. 1967 baute die Enkeltochter Hans Georg Freudensteins das ursprünglich viergeschossige Mühlengebäude über zwei Stockwerke wieder auf und nutzt es heute als Wohnhaus. An zwei Rundbogenfenstern im Erdgeschoß kann man noch Reste der alten Mühle erkennen.

Da auch die übrigen Gebäudeteile des Mühlenkomplexes bewohnt bzw. an einen Schlosser vermietet sind, ist eine Besichtigung des Mühlengeländes nicht möglich.

Alte Ziegelei

Zu finden: Ziegeleistraße, am Ortsausgang Richtung Henneckenrode

Die überwiegend landwirtschaftlich geprägte Struktur Sottrums erfuhr eine bedeutende Änderung, als im Jahre 1871 eine der bedeutensten Ziegeleien im Raum Hildesheim ihren Betrieb aufnahm. Fortan fanden Arbeitskräfte aus Sottrum und Umgebung dort eine Arbeit. 1911 ging die Ziegelei in den Besitz des Unternehmers Heinrich Steding über, der kurz darauf auch den Ziegeleibetrieb im benachbarten Schlewecke übernahm. Aus den in Sottrum hergestellten Ziegeln wurde u.a. auch der 135 m hohe Schornstein der Ilseder Hütte und die Marktkirche in Hannover erbaut. Als die Ziegelei im Jahre 1972 nach 100 Jahren die Produktion einstellte, verloren 80 Beschäftigte ihre Arbeit. In der Folgezeit siedelten sich einige neue Betriebe auf dem Gelände der Ziegelei an und bis heute hat sich dort ein Gewerbegebiet entwickelt.